Bistum Aachen ruft Betroffene sexualisierter Gewalt auf, sich zu melden

Das Bistum Aachen setzt die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt durch Priester und andere kirchliche Beschäftigte fort und veröffentlichte die Namen von 53 Tätern und Beschuldigten sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige und Schutzbefohlene.

Veröffentlicht werden Namen von Personen, gegen die entweder eine einschlägige staatliche oder kirchenrechtliche Verurteilung vorliegt (dann wird die Person als „Täter“ bezeichnet), oder es gibt mindestens einen positiv beschiedenen Antrag auf Anerkennung des Leids von der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) auf Bundesebene. Der im Rahmen einer Plausibilitätsprüfung erfolgte Bescheid stellt für das Bistum Aachen einen hinreichenden Tatverdacht für die Annahme dar, dass es sich um einen mutmaßlichen Täter handelt. Voraussetzung für eine namentliche Nennung ist aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes überdies, dass die Person vor mehr als zehn Jahren verstorben ist.

Darunter befinden sich auch Namen von Geistlichen, die im Bereich unserer heutigen Gemeinschaft der Gemeinden Kempen-Tönisvorst tätig waren, die wir hier aufführen:

Täter

  • Pfarrer Ernst Wissemann (1916 – 2007): Er wurde zweimal wegen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilt, im Jahr 1953 und 1971.
    Nach dem zweiten Urteil setzte das Bistum Aachen Ernst Wissemann ausschließlich als Hausgeistlichen des Klosters Mariendonk in Kempen ein, wo er auch verpflichtet war zu wohnen.
  • Pfarrer Paul Nieten (1903 – 1979): Im Jahr 1956 wurde Pfarrer Paul Nieten wegen „fortgesetzter unzüchtiger Handlungen an zwei Mädchen unter 14 Jahren, die seiner Aufsicht und Erziehung unterstanden“ verurteilt. Eine weitere Beschuldigung sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige/Schutzbefohlene wurde dem Bistum Aachen im Jahr 2011 bekannt und bezog sich auf die 1930er Jahre (ab 1934).
    Zuvor (1931 – 1934) war er in der Pfarrgemeinde St. Mariae Geburt in Kempen als Kaplan tätig.

Beschuldigte

  • Pfarrer Anton Classen (1926 – 1999): Gegen ihn liegt eine Beschuldigung sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige/Schutzbefohlene vor. Die Tat soll Ende der 1960er/bis Anfang der 1970er Jahre stattgefunden haben. In diesem Zeitraum war Classen Vikar und Pfarrer in Stolberg-Donnerberg.
    Von 1962 bis 1967 war er als Kaplan in der Pfarrgemeinde St. Hubertus in Kempen tätig.
  • Pfarrer Heinrich Dapper (1916 – 1981): Gegen ihn liegt dem Bistum Aachen eine Beschuldigung sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige/Schutzbefohlene vor. Der Tatzeitraum liegt Ende der 1940er Jahre, als Dapper Kaplan der Pfarrgemeinde St. Mariae Geburt in Kempen war. Betroffen waren minderjährige Bewohner des Waisenhauses St. Annenhof in Kempen.
    In Kempen war er von 1945 bis 1951 als Kaplan eingesetzt.
  • Religionslehrer Benno Middeke (1913 – ?): Gegen ihn ist dem Bistum Aachen eine Beschuldigung sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige/Schutzbefohlene bekannt. Sie bezieht sich auf den Anfang der 1950er Jahre. Seine beruflichen Stationen sind nur fragmentarisch bekannt, der letzte Nachweis datiert auf das Jahr 1960.
    Zuvor war er seit April 1955 als Kaplan in der Pfarrgemeinde St. Mariae Geburt in Kempen tätig.
  • Religionslehrer Franz Adolf Königs (1912 – 2000): Gegen ihn liegt dem Bistum Aachen eine Beschuldigung sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige/Schutzbefohlene vor. Sie bezieht sich auf den Anfang der 1950er Jahre.
    1938 war er zur Aushilfe für kurze Zeit, wie es zu dieser Zeit üblich war, in der Pfarrgemeinde St. Cornelius in St. Tönis eingesetzt.
  • Pfarrer Paul Wallrafen (1911 – 2003): Gegen ihn liegt eine Beschuldigung sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige/Schutzbefohlene vor. Sie bezieht sich auf den Anfang der 1960er Jahre, als Wallrafen Pfarrer von St. Klemens in Kaldenkirchen war.
    Von 1937 bis 1940 war er Kaplan in der Pfarrgemeinde St. Hubertus. Nach seinem Ruhestand 1973 war er als Subsidiar in der Pfarrgemeinde St. Mariae Geburt in Kempen tätig. Er war von 1973 bis 1998 Seelsorger im Heilig-Geist-Hospital und für die Kapellengemeinschaft Heumischhof.

Das Bistum Aachen bittet Betroffene sexualisierter Gewalt in Zusammenhang mit einem verstorbenen Priester, sich zu melden. Auch Zeugen und alle, die zur Aufklärung beitragen können, können sich an die Hotline des Bistums Aachen wenden: Tel. 0241 452-225. Qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen die Meldung entgegen, besprechen das weitere Vorgehen und informieren über Beratungsstellen und Hilfsangebote.

Eine Meldung kann auch online unter www.missbrauch-melden.de erfolgen.

Alle Informationen zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und Nennung von Tätern und mutmaßlichen Tätern gibt es unter www.bistum-aachen.de/Aufarbeitung.

Angebote in unserer GdG

Das Pastoralteam unserer Gemeinschaft der Gemeinden Kempen-Tönisvorst steht Ihnen ebenfalls als Ansprechpartner zur Verfügung.

Zudem möchten wir in unserer GdG zeitnah ein Angebot zum Gespräch mit Experten in dieser sensiblen Frage anbieten. Dieser Austausch soll auch ein Angebot sein, wie wir als Christinnen und Christen mit dieser Thematik empathisch und kontextbezogen umgehen. Sobald der Termin feststeht, werden wir über die Homepage, Pfarrbrief und die Presse darüber informieren.